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  Sein Werk:
die aristotelische Naturphilosophie

In der Naturphilosophie geht es um die Natur als Inbegriff des beweglichen und veränderlichen Seins. Die Veränderung ist Entstehen oder Vergehen, als Quantität ist die Bewegung, die Änderung der Größe oder Menge, als Qualität die Änderung von Eigenschaften. Jede Bewegung erfolgt in Raum und Zeit. Die Zeit ist nach Aristoteles immer Bestimmung Seiender, sie ist die Maßzahl der Bewegung. Es gab für Aristoteles keinen leeren Raum. Die Natur war für ihn eine Ordnung nach Zwecken. Gott und die Natur machen nichts vergeblich, alles Naturgeschehen ist auf das göttliche Prinzip bezogen und daher Zweckprinzipien unterworfen. Alle Lebewesen, die diesem Prinzip unterworfen sind, gelten als beseelt. Auch hier gibt es wieder eine Wertskala:

· Die Pflanzenseele steht über den anorganischen Formen,

· die nächste Stufe ist die Tierseele, die über die vegetativen Funktionen hinaus durch die Möglichkeit der Wahrnehmung, der triebgebundenen Reaktionen und willkürlichen Bewegungen charakterisiert ist,

· die nächste Stufe ist die Menschenseele, in der sich auch alles vorangegangene wieder findet, aber darüber hinaus die Möglichkeit der theoretischen Erkenntnis, Reflexion und überlegtes Wollen hat,

· die nächste Stufe ist die Gestirnsseele, die rein ist und deren Formen nicht mehr an den Stoff gebunden ist.

Die Gestirne bewegen sich kreisförmig und ewig, sie liegen den ewigen Prinzipien zu Grunde, so dass es ebenso viele reine Bewegungsprinzipien wie es Gestirne geben muss. Die Gestirnsgeister bewegen die Kugelschalen oder Sphären an denen sich Aristoteles die Himmelskörper befestigt dachte. Während die Gestirnsbewegungen kreisförmig verlaufen sind die terrestrischen Bewegungen gradlinig. Die Bereiche der Erde und des „Himmels“ werden durch die Mondsphäre getrennt, ihre Bereiche werden in seiner Physik als die sublunare und supralunare Welt unterschieden, auf die äußerste Schale des Kosmos wirkte der göttliche Erste Beweger ein, durch dessen Einfluss die Gestirnsgeister wiederum auf unsere Welt einwirkte. Diese Annahme bedeutete, dass die Planeten für das irdische Geschehen verantwortlich gemacht wurden und eine Einflussnahme auf die Menschen plausibel erschien. Den Planeten und den Sternbildern des Zodiacs wurden bestimmte Eigenschaften zugesprochen, so dass aus der Gestirnskonstellation im Augenblick der Geburt das Schicksal des individuellen Menschen vorherberechnet und abgelesen werden konnte. Mit der modernen Naturwissenschaft brach dieses Weltbild zusammen. Es existiert heute weiterhin, als Aberglauben und nicht als Wissenschaft.

Die Bewegungen der Natur ordnete Aristoteles den vier Elementen zu: die Abwärtsbewegung Erde und Wasser und der Aufwärtsbewegung Feuer und Luft. Als fünftes Element wurde der Äther eingeordnet seine Bewegung war kreisförmig. Element war, was nicht mehr in etwas anderes aufgelöst werden kann, in das sich aber anderes auflösen lässt. Aus der Ewigkeit der Kreisbewegung folgerte Aristoteles die Ewigkeit der Welt. Der Kosmos dreht sich um die Erde, die der Mittelpunkt desselben ist. Das Weltall wurde als Kugel gedacht, außerhalb gibt es weder Zeit noch Raum.

Aristoteles erblickte in der menschlichen Seele die Form des Gesamtorganismus erklärte er sie nicht nur zum Prinzip der Geistigkeit, sondern auch zum Prinzip der Ernährung, der Fortpflanzung, der Wahrnehmungsfähigkeit und des Trieblebens. Bezüglich der Wahrnehmung ging er davon aus, dass Dinge als Stoff auf die Sinnesorgane einwirken und durch deren Vermittlung in der Seele Eindrücke hervorrufen, wobei die Dinge selbst nicht, sondern die Formen der Dinge Aufnahme finden. Beim Wahrnehmen wird die Form des anschaulichen Dings erfasst und in den Vorstellungen der Einbildungskraft bewahrt und zur Grundlage der Abstraktion durch den Verstand gemacht, der von zufällig geänderten Bestimmungen absieht und nur die allgemeinen Formenelemente, die Wesenheit, beibehält. Danach hätten wir keine Begriffe, wenn wir keine Sinneswahrnehmungen hätten. Durch diesen Erkenntnisvorgang identifiziert sich die Seele mit der wahrnehmbaren Wirklichkeit. Allerdings besteht die Seele auch nach dem Tode weiter. Die geistige Energie der Seele ist unvergänglich und trennt sich nach dem Tode vom Körper und den niederen Teilen der Seele wie die auf der Erde gewonnen Vorstellungen, Einsichten und Kenntnisse. Angesichts der verschiedenen Äußerungen ist die Frage, ob es eine einheitliche aristotelische Seelenlehre gibt. Man muß evtl. davon ausgehen, dass Aristoteles von verschiedenen Standpunkten über die Seele gesprochen hat: Vom Standpunkt des Metaphysikers ist die Seele leibunabhängig, vom Standpunkt eines Naturwissenschaftlers ist die Seele Bestandteil des Körpers. Diese mögliche Mehrdeutigkeit seiner Schriften verursachte, dass Vertreter verschiedener Lehren sich auf Aristoteles berufen konnten.


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