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Sein Werk:

 die Schriften

 

Von Platon besitzen wir alles, was er geschrieben hat. Bei Aristoteles ist es ganz anders. Wir besitzen zwar von ihm einen großen Teil seiner Werke als eine Gesamtausgabe. Allerdings ist die uns vorliegende Ausgabe erst in der Zeit Ciceros hergestellt worden, also erst im 2. Jahrhundert nach Christi. Die Spätantike und das lateinische Mittelalter haben nichts anderes gekannt als eben die Gesamtausgabe, die uns auch heute vorliegt.

Allerdings sieht das Verzeichnis der Schriften des Aristoteles aus dem 3. Jh. v. Chr. ganz anders aus. Es hat nicht nur quantitativ mehr Titel, es ist auch ganz anders aufgebaut, so dass die Titel der Gesamtausgabe, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast nicht vorkommen. Die jüngste Forschung geht davon aus, dass die uns erhaltene Liste von Texten nicht so von Aristoteles herausgegeben wurde, wie bekannt ist. Die Liste besteht aus 3 Teilen. Ein erster Teil mit den Dialogen bestand aus 19 Titeln und eine zweiter Teil, bestehend aus 124 Titeln, war weitaus umfangreicher. Der dritte Teil war der Anhang, der aus 20 Büchern mit Briefen und Gedichten bestand. Es besteht deshalb die Hypothese, dass die Texte in vergangener Zeit anders aufgeteilt und zu anderen Gruppen zusammengesetzt waren.

Die Masse der Texte, die bei Aristoteles Tod vorhanden waren, bestand aus einer Vielzahl publizierter Schriften und einer außerordentlichen Menge ungeordneter Manuskripte, Entwürfe und Notizen. Im Unterschied zu Platon, dessen Dialoge literarische Kunstwerke sind, hatten die Originalschriften des Aristoteles den Charakter nüchterner Analysen und waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Aus diesem Nachlass hat ein erster Redaktor, den wir um Theophrast suchen müssen, größere Buch- und Titeleinheiten geschaffen. Da es bereits die erste Auslese der Texte war, ist nicht auszuschließen, daß Zusätze oder Arbeiten anderer Schulangehöriger aufgenommen wurden . So sehr sich dieser sicherlich um Autenzität bemüht hatte, muss davon ausgegangen werden, dass dieses ohne Fehldeutungen und Manipulationen nicht geleistet werden konnte. Dann drei bis vier Generationen später ist diese Gesamtausgabe entstanden, deren Liste noch heute vorhanden ist (nachzulesen bei Diogenes Laertius) und oben erwähnt wurde. Wesentlich später in der Zeit Ciceros, gab Andronikos erneut eine Gesamtausgabe heraus, die uns heute im Grossen und Ganzen vorliegt. Andronikos machte die Texte für ein breiteres Publikum lesbar, ließ die vom ersten Redaktor zusammengestellten Texte unangetastet, fasste aber die Bucheinheiten neu zusammen, opferte, was er für unwesentlich hielt und gelangte zu der uns heute vorliegenden Ausgabe mit der verminderten Anzahl an Titeln.

  Man kann die Schriften in drei Bereiche teilen:
a) Schriften zur theoretischen Philosophie,
b) Schriften zur praktischen Philosophie und
c) Die Exoterischen Schriften  

Am Anfang kommen die logischen, es folgen die naturwissenschaftlichen Schriften über Physik und Metaphysik. Die ethischen Untersuchungen mit Rhetorik und Poetik (in meiner Arbeit nicht weiter behandelt) schließen sich an. Dann kommen technische Traktate. Schriften zur Ontologie und Zoologie sind in byzantinischer Zeit verloren gegangen. Aristoteles widmete sich nicht nur der Lehre, sondern betrieb auch ausgedehnte Forschungen. Für diese Forschungen, die zum Teil sicher nicht von ihm allein, sondern von Forschergruppen geleistet wurden, waren zweifellos beträchtliche Geldmittel nötig. Alexander der Große soll dafür gesorgt haben, dass in den von ihm eroberten Gebieten naturkundliches Material für Aristoteles gesammelt wurde, dessen Arbeiten er auch finanziell gefördert haben dürfte.


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