Der des Gartens der Villa Lante ist weitgehend in seinem ursprünglichen
Zustand erhalten geblieben. Das lässt sich leicht in der Villa
selbst überprüfen, an dem Fresko in der Loggia des Casino Gambara:
Hier sieht man eine Vedute der Villa aus dem 16. Jh. und damit das ursprüngliche
Aussehen der Gartenanlage. Das große viergeteilte Wasserbecken mit
dem zentralen runden Brunnen, umgeben von eingefassten Beetkompartimenten,
bietet sich, bis auf wenige Details, noch so dar wie vor etwa vierhundert
Jahren.
Die Baugeschichte der Villa Lante geht bis auf das Jahr 1477 zurück,
in dem Kardinal Raffaele Riario einen ersten Palast errichten ließ.
Kardinal Giovan Francesco Gambara da Brescia entschloss sich knapp hundert
Jahre später, den herrschaftlichen Landsitz unter der Leitung von
Giacomo Barozzi da Vignola zu einer Villa umbauen zu lassen. Vignola hatte
kurz zuvor die nur 15 km entfernt liegende Villa Caprarola für Alessandro
Farnese, einen Verwandten des Kardinals Gambara, umgebaut. Die Anlage wurde
schließlich unter Kardinal Alessandro Montalto zwischen 1585 und
1590 vollendet und ging 1656 in den Besitz der Familie Lante über.
Der Villenkomplex besteht aus zwei gleich gestalteten Pavillons,
dem Casino Gambara mit dem erwähnten Fresko und dem Casino Montalto.
Das Hauptparterre mit dem Mohrenbrunnen inmitten des Wasserbassins wird
von Beetkompartimenten gerahmt, deren Gestaltung im Laufe der Zeit mehrfach
geändert wurde. Heute sind sie in barocker Manier mit niedrigen Buchshecken
bepflanzt, die geometrische Figuren bilden. Das jeweilige Beetzentrum wird
durch kreisrunde Buchshecken markiert,
und die Ecken werden durch Buchskuben
betont, aus denen Pflanzen aus Terrakottaschalen hervorwachsen.
Auf der anderen Seite der Casinos setzt sich der Garten mit weiteren
Brunnen und raffinierten Wasserläufen fort. Hervorzuheben ist der
Delphinbrunnen, der über Treppen mit dem Brunnen der Giganten verbunden
ist. Diese bereits dem Manirismus angehörenden Wasserkünste sowie
die Grotten und Haine machen die Faszination des Gartens aus. Zwei Kolossalstatuen,
die Persinifikationen des Tiber und des Arno, flankieren den Brunnen des
Giganten. Der Brunnen wird Villa über eine kunstvoll angelegte Wassertreppe
gespeist, die sich aus ineinander verschlungenen Volutenformen zusammensetzt.
Das Gebilde gleicht dem Rücken eines Krebses – eine Anspielung auf
das Wappentier des Kardinals Gambara – gambara = Krebs.
Die zentrale Achse der Gartenanlage ist hier eine Wasserachse. Sie
setzt sich zusammen aus der Abfolge: Delphinbrunnen, Wassertreppe, Brunnen
der Giganten, Fontana dei Quadrator, auch Mohrenbrunnen oder Fontana delle Peschiere
genannt.
Zwischen der Wassertreppe und dem zuletzt genannten
Brunnen befindet sich eine weitere Kuriosität, der so genannte Tisch
des Kardinals mit einer Wasserrinne in der Längsachse.
Was den Garten der Villa Lante vor allen anderen Gärten Latiums
und Roms auszeichnet, ist der Überfluss an Wasser und die Nähe
natürlicher Wälder. Die Anlage ist ein frühes Beispiel für
die Symbiose von
Natur- und Kulturlandschaft, von Wald und Garten – ein
Merkmal für den Übergang zum Barockgarten.
Die ausgeglichene Hanglage verlangte keine massive Terrassierung: Treppen,
Balustraden und Brunnenfassungen sind daher als Attribute der Gartenlandschaft
und als architektonischer Rahmen für die Skulpturen des Gartens aufzufassen.
Hier deutet sich der für die barocke Gartenkunst so entscheidende
Übergang zum Skulpurengarten an.
Der Garten der Villa Lante läßt sich demnach nicht eindeutig
klassifizieren – wahrscheinlich macht gerade das seinen Reiz aus. Vom typischen
Renaissancegarten hat er sich bereits in seiner Durchdringung von Natur
und Kultur entfernt. Als reiner maniristischer Garten kann er ebenfalls
nicht gelten, da das geometrisch gestaltete Parterre dem Anspruch des Kuriosen
widerspricht.
Demnach wird die Richtung zum Manirismus gewiesen: Der Weg aus der
geordneten Welt des Parterres über die Wassertreppe zum Brunnen der
Giganten bezeichnet im übertragenden Sinne den Weg von Bagnaia nach
Bomarzo.